Der Markt bleibt anfällig

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Blick auf die Finanzmärkte 23.09.2022

Der Markt bleibt anfällig

ODDO BHF5 Minuten

 

Das Marktgeschehen ist weiterhin von Besorgnis geprägt. Seit dem Ende der Sommerrally Mitte August 2022 summieren sich die Kursverluste für den US-Index S&P 500 auf gut 10 Prozent. Für den europäischen STOXX 600-Index kommt man sogar auf ein Minus von rund 12 Prozent. Damit liegt zumindest in Europa das Jahrestief von Juni 2022 schon wieder in unmittelbarer Reichweite. Die Stimmung an den Märkten ist außerordentlich negativ. Der Bull&Bear-Indikator der Bank of America beispielsweise, der auf einer Skala von 0 bis 10 die Stimmung der institutionellen Anleger abzubilden versucht, stand Mitte September bei 0,3, drückt somit extreme Besorgtheit aus. Das passt zur Allokation: Weltweit liegt der Anteil der Aktien in den Portfolios der Asset Manager nach Angaben des Global Fund Manager Surveys auf einem historischen Tiefststand.

 

Schlechte Stimmung gilt in der Regel als Kontraindikator: Kaufe dann, wenn die Stimmung am Tiefpunkt ist. Wir nehmen das zur Kenntnis, und schließen auch eine kurze Kurserholung nicht aus. Allerdings glauben wir nicht, dass die Basis für eine nachhaltige Erholung schon vorhanden ist.

 

(1) Die zügige Straffung der Geldpolitik bleibt eine Belastung für die Aktien- und Anleihemärkte. Nach den enttäuschenden US-Inflationsdaten für August 2022 hatten Spekulationen über eine mögliche Forcierung des Zinserhöhungstempos für Druck auf die Märkte gesorgt. Im Endeffekt „beschränkte“ sich der Offenmarktausschuss am vergangenen Mittwoch auf eine Zinsanhebung um 75 Basispunkte. Die Zielvorgabe für die Federal Funds Rate wurde auf 3,00-3,25% erhöht. Die Notenbank lässt allerdings keinen Zweifel daran, dass weitere deutliche Zinserhöhungen ins Haus stehen. Der sog. „ Dot Plot“, der die persönlichen Einschätzungen der Teilnehmer des Treffens des für geldpolitische Entscheidungen zuständigen Offenmarktausschusses (Federal Open Market Committee, FOMC) zum Leitzinsniveau darstellt, zeigt bis zum Jahresende 2022 Erhöhungen im Umfang von weiteren 125 Basispunkten an, auf 4,25-4,5% (Median der Schätzungen). Für das Jahresende 2023 fassen die Mitglieder des FOMC sogar ein Zielband für die Federal Funds Rate von 4,50-4,75% ins Auge. Wo die Leitzinsen zum Stehen kommen werden, bleibt unsicher. Diese Unsicherheit wird uns noch eine Zeitlang begleiten. Mit Entspannungssignalen der US-Notenbank sollte man erst rechnen, wenn die Inflationsraten deutlich fallen und die Notenbank hinreichend überzeugt ist, dass die Inflation unter Kontrolle ist. Bei dieser Beurteilung dürfte neben den Inflationsraten die Situation am Arbeitsmarkt wesentlich sein. Solange dort eine ausgeprägte Knappheit von Arbeitskräften herrscht und Beschäftigung, Einkommen und Löhne steigen, wird die US-Notenbank misstrauisch bleiben. Für die Märkte bedeutet das: Im Zweifelsfall nimmt die Fed auch eine Kontraktion der Wirtschaft und einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Kauf, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Das wiederum schafft Risiken für den Aktienmarkt. 

 

(2)  Steigende Zinssätze und steigende Preise nagen am Wirtschaftswachstum und an Umsätzen und Erträgen der Unternehmen. Mit Glück hält sich das Wachstum an oder leicht über der Nulllinie, doch das Risiko einer Rezession ist substanziell. Beobachter schätzen die Wahrscheinlichkeit für die USA derzeit auf etwa 50%, für Europa sogar etwas höher. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die bevorstehende Berichtssaison für das dritte Quartal 2022 beobachten die Marktteilnehmer natürlich sehr besorgt, was in den Unternehmen vor sich geht. Insofern schlug vor einigen Tagen die Gewinnwarnung von FedEx, einem der größten Logistikunternehmen der Welt, erhebliche Wellen an den Aktienmärkten.  FedEx kassierte in der letzten Woche seine Gewinnerwartungen („Guidance“) für das Geschäftsjahr 2023, das im Juni 2022 begonnen hatte. Gleichzeitig veröffentlichte das Unternehmen vorläufige Ergebnisse für das erste Quartal des Geschäftsjahres, das entsprechend am 31. August beendet wurde. Danach lag der Gewinn pro Aktie bei 3,33 US$, rund 19% unter dem Niveau des Vorjahres, und rund 35% unter den Schätzungen der Analysten (5,14 US$) für das Quartal. Die Umsätze konnten im Vergleich mit dem Vorjahr zwar gesteigert werden, blieben aber ebenfalls hinter den Analystenschätzungen zurück. FedEx begründete die Entwicklung mit der Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds sowohl in den USA als auch weltweit. Gleichzeitig wies das Unternehmen darauf hin, dass man für das laufende Quartal eine weitere Abschwächung der Erträge erwarte, und gab eine Kürzung geplanter Investitionsausgaben bekannt. Ein etwas anders gelagerter Fall ist Adobe. Das Software-Unternehmen gab die geplante Übernahme von Figma bekannt. Figma bietet ein Designtool, das kollaboratives (Remote-)Arbeiten in Echtzeit ermöglicht. Der Kauf des Unternehmens durch Adobe macht nach Einschätzung vieler Beobachter strategisch Sinn, zumal damit ein Wettbewerber vereinnahmt wird. Der Preis, den Adobe dafür zahlt, gilt jedoch als außerordentlich hoch: Mit über 20 Mrd. US$ bezahlt Adobe etwa das 50-fache des Jahresumsatzes von Figma und etwa das Doppelte dessen, was im letzten Jahr – als die Bewertungsniveaus generell höher waren – im Rahmen einer Private Equity-Transaktion angesetzt worden war. Das wiederum, so fürchten Analysten, könnte die Erträge von Adobe auf längere Sicht belasten. Entsprechend negativ war in beiden Fällen die Marktreaktion. Fedex notiert derzeit rund 25% unter dem Stand vor Veröffentlichung der neuen Zahlen, und zog Wettbewerber wie Deutsche Post, UPS oder Maersk gleich mit  nach unten. Adobe wird rund 23% niedriger gehandelt als vor Bekanntgabe der Übernahme-Pläne.

 

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