Mergers & Acquisitions (M&A): Ein umfassender Leitfaden zu Fusionen, Verkäufen und Übernahmen
Was sind Mergers & Acquisitions (M&A)?
Mergers & Acquisitions (M&A) bezeichnet alle Transaktionen, bei denen Unternehmen oder Unternehmensteile gekauft, verkauft oder zusammengeführt werden. Dazu zählen sowohl Fusionen, bei denen zwei Gesellschaften zu einer neuen Einheit verschmelzen, als auch Akquisitionen, bei denen ein Käufer die Mehrheit oder sämtliche Anteile eines Zielunternehmens erwirbt. Der Begriff umfasst nicht nur den eigentlichen Kauf oder Zusammenschluss, sondern den gesamten Prozess – von der strategischen Analyse und Bewertung über die Strukturierung und Finanzierung bis hin zu Vertragsverhandlungen, regulatorischen Freigaben und der anschließenden Integration.
Bei einer Fusion schließen sich zwei Unternehmen zusammen und bilden eine neue rechtliche Einheit. Ziel ist es in der Regel, Ressourcen zu bündeln, Synergien zu realisieren und die gemeinsame Marktposition zu stärken. Ein prominentes Beispiel ist die Fusion von Linde und Praxair im Jahr 2018, durch die der weltweit führende Industriegase-Konzern entstand. Bei einer Übernahme hingegen erwirbt ein Unternehmen ein anderes und übernimmt die Kontrolle. Das Zielunternehmen kann als rechtlich eigenständige Gesellschaft fortbestehen oder vollständig in den Käufer integriert werden. Während viele Übernahmen partnerschaftlich ablaufen, können sie im Einzelfall auch gegen den Widerstand des Managements oder der Eigentümer erfolgen – in diesem Fall spricht man von einer „feindlichen Übernahme“.
Wie treiben M&A Unternehmenswachstum und Marktführerschaft voran?
Mergers & Acquisitions ist für die Unternehmen ein probates Mittel, um das Unternehmenswachstum voranzutreiben. Durch die Fusion oder den Kauf eines anderen Unternehmens lassen sich neue Märkte erschließen und Zugang zu neuen Technologien oder innovativen Produkten zu erhalten.
Durch diesen Prozess können Unternehmen gezielt ihren Marktanteil erhöhen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Das wird sichergestellt, indem sie eine Fusion mit einem Konkurrenten eingehen oder diesen direkt übernehmen. Damit ist eine potenzielle Bedrohung der eigenen Marktposition oder ein starker Wettbewerb minimiert.
Wenn aus zwei Unternehmen eines wird, können auch operative und finanzielle Vorteile realisiert werden. Durch den Zusammenschluss können die Unternehmen ihr Fachwissen, Ihre Technologien und ihre Ressourcen zusammenlegen und dadurch die Effizienz des Unternehmens steigern. Beispielsweise können überflüssige Stellen oder Abteilungen geschlossen und Produktionsprozesse oder interne Betriebsabläufe optimiert werden, um Kosten zu sparen.
Wie läuft ein M&A-Prozess ab?
Die Vorbereitungsphase: Zieldefinition und Marktanalyse
Im ersten Schritt werden strategische Entscheidungen über den Unternehmenskauf- bzw. Verkauf getroffen und die Ziele festgelegt, die die Firma erreichen will. Nach einer gründlichen Marktanalyse wird das potenzielle Zielunternehmen festgelegt und näher geprüft. Bei der Auswahl spielen sowohl die Branchen als auch der Wettbewerb und die Trends eine Rolle.
Die Due-Diligence-Prüfung: Risiken und Potenziale bewerten
Im nächsten Schritt wird das ausgewählte Zielunternehmen einer gründlichen Analyse und Prüfung unterzogen. So können einerseits mögliche Risiken rechtzeitig erkannt und andererseits die vorhandenen Potenziale bewertet werden.
Verhandlungen und Vertragsgestaltung: Die rechtliche Perspektive
Sobald Einigkeit über die Übernahme besteht, muss festgelegt werden, ob ein Asset Deal oder ein Share Deal gewählt werden soll und welche rechtlichen und steuerlichen Punkte zu beachten sind. Alle relevanten Kriterien fließen dann nach den Vertragsverhandlungen in den zu unterzeichnenden Vertrag ein. Wichtige Dokumente wie Bestandsverzeichnisse oder andere, werden dem Vertrag in der Anlage beigefügt, bevor er von den Beteiligten unterschrieben wird. Hier ist teilweise zu beachten, dass eine Zustimmung von Gremien oder eine Freigabe der Kartellbehörde für den Vollzug des Vertrags notwendig sind.
Post-Merger-Integration: Herausforderungen und Lösungen
Die Post-Merger-Integration oder PMI stellt eine besondere Herausforderung dar, weil nun die Übernahme oder Fusion zügig umgesetzt werden muss. Dabei ist das Management gefordert, dass für eine schnelle Integration sorgen soll. Die unterschiedlichen Unternehmenskulturen, verschiedenen Arbeitsprozesse und Abläufe müssen jetzt zusammengeführt und harmonisiert werden. Dabei sind nicht nur das Management, sondern auch die Mitarbeiter gefordert.
Welche Arten von M&A-Transaktionen gibt es?
Bei horizontalen Transaktionen erwerben Unternehmen Wettbewerber aus derselben Branche, die vergleichbare Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Ziel ist es, den Markt zu konsolidieren, Marktanteile auszubauen und Skaleneffekte zu erzielen. Ein bekanntes Beispiel ist die Übernahme von Italcementi durch HeidelbergCement im Jahr 2016. Durch den Zukauf konnte HeidelbergCement seine Marktposition als einer der weltweit größten Baustoffhersteller erheblich stärken und seine internationale Präsenz ausbauen.
Vertikale Transaktionen betreffen Unternehmen entlang derselben Wertschöpfungskette – etwa einen Hersteller und einen wichtigen Zulieferer. Ziel ist es, Lieferketten zu stabilisieren, Kosten zu senken und die Qualitätssicherung zu verbessern. Ein anschauliches Beispiel ist die Übernahme des US-Zulieferers Wabco durch ZF Friedrichshafen im Jahr 2020 für rund 7 Milliarden US-Dollar. Mit dem Zukauf eines führenden Anbieters von Bremssystemen und Sicherheitstechnologien konnte ZF sein bestehendes Portfolio in der Fahrwerks- und Antriebstechnik gezielt ergänzen und sich als Komplettanbieter im Bereich Nutzfahrzeugtechnik positionieren.
Bei konglomeraten Transaktionen übernehmen Unternehmen Zielgesellschaften aus ganz anderen Branchen. Dies dient dazu, das Geschäft zu diversifizieren, Risiken zu streuen und neue Märkte zu erschließen. Ein prominentes Beispiel ist die Übernahme von Mannesmann durch Vodafone im Jahr 2000, die damals den Einstieg eines britischen Telekommunikationskonzerns in den deutschen Markt markierte und zu einem der größten Deals Europas wurde.
Welche Vorteile und Risiken sind mit M&A verbunden?
M&A-Transaktionen ermöglichen Unternehmen den schnellen Zugang zu neuen Technologien, Produkten und Know-how, ohne diese selbst entwickeln zu müssen. Gleichzeitig können neue Märkte oder Kundensegmente – national wie international – erschlossen werden. Damit schaffen Unternehmen die Grundlage für beschleunigtes Wachstum, eine breitere Aufstellung und eine stärkere Wettbewerbsposition.
Trotz der Chancen bergen M&A-Transaktionen auch Risiken. Besonders herausfordernd ist oft die Integration – unterschiedliche Unternehmenskulturen, Strukturen und Prozesse können Spannungen erzeugen und den Erfolg der Transaktion gefährden. Hinzu kommt das Risiko einer Überbewertung, wenn Kaufpreise oder erwartete Synergien zu optimistisch angesetzt werden. In börsennotierten Unternehmen kann es außerdem zu einer Verwässerung bestehender Aktionärsrechte kommen.
Wie können Berater den M&A-Prozess unterstützen?
Strategische Beratung: Identifikation von Zielunternehmen
Die strategische Beratung ist von entscheidender Bedeutung, da im ersten Schritt des M&A-Prozesses ein geeignetes Unternehmen gefunden werden muss. Die Berater müssen eine umfassende Marktanalyse und verschiedene Bewertungen des Unternehmens und seiner Kennzahlen vornehmen. Nur so kann eine fundierte Entscheidung getroffen werden.
Finanzielle Expertise: Bewertung und Finanzierung
Neben der Bewertung des Unternehmens auf seine Eignung zur Übernahme ist auch die finanzielle Überprüfung wichtig. Nur so können potenzielle Risiken erkannt und ein fairer Kaufpreis festgelegt werden. Im Rahmen der finanziellen Expertise wird außerdem die Finanzierung strukturiert.
Juristische Unterstützung: Sicherstellung der Compliance
Die juristische Unterstützung während des Mergers & Acquisitions Prozesses ist nicht zu unterschätzen. Immerhin gibt es eine Reihe rechtlicher Anforderungen zu beachten, die beispielsweise das Wettbewerbsrecht und die Durchführung der Due-Diligence-Prüfung betreffen. Da Übernahmen dem Kartellrecht entsprechen müssen, ist auch hier eine juristische Absicherung notwendig.
Tipps für eine erfolgreiche M&A-Strategie
Die richtige Partnerwahl
Das Zielunternehmen sollte vor allem vier Voraussetzungen erfüllen, damit es als Kandidat für eine Fusion infrage kommt:
- Es muss bezüglich seiner Strategien und Visionen, aber auch von den Produkten, Kunden oder Märkten her geeignet sein.
- Der finanzielle Hintergrund muss stimmen, sodass der Käufer mit einer guten Rendite rechnen kann.
- Die Unternehmenskultur sollte gut zum Käuferunternehmen passen, um die Integration zu erleichtern. Dazu gehört beispielsweise, dass die Werte oder Überzeugungen übereinstimmen, eine hohe Arbeitsmoral und eine geringe Fluktuation vorherrscht.
- Zudem muss das Zielunternehmen sich in rechtlicher Hinsicht eignen, damit alle für die Akquisition notwendigen juristischen Vorgaben und regulatorische Anforderungen erfüllt werden.
Eine transparente Kommunikation
Alle, die an der Mergers & Acquisitions Transaktion beteiligt sind, müssen offen und transparent kommunizieren und über den aktuellen Stand sowie die Prozessfortschritte informiert zu sein. So können Unsicherheiten und Missverständnisse vermieden und das Risiko falscher Erwartungen oder Vorstellungen ausgeräumt werden. Zudem fördert die Offenheit auch das Vertrauen untereinander und erleichtert die spätere Integration.
Langfristige Planung und Flexibilität
Damit die Fusion langfristig erfolgreich ist, dürfen nicht die kurzfristigen Vorteile im Fokus stehen. Stattdessen erfordert eine erfolgreiche Mergers & Acquisitions Strategie stets eine langfristige vorausschauende Planung. Dazu gehört eine gelungene Integration, die Harmonisierung von Prozessen sowie ausreichend Flexibilität, um unerwartete Ereignisse und Herausforderungen meistern zu können.
Fazit: Ist eine M&A-Strategie das Richtige für Ihr Unternehmen?
Diese Strategie kann erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Unternehmensentwicklung haben. Daher müssen die Entscheidungsträger stets die Ziele, Ressourcen, Risiken und Chancen des Unternehmens bzw. Deals im Blick behalten.
Die wichtigsten Punkte im Überblick
Besonders wichtig ist die langfristige strategische Ausrichtung des Unternehmens zur Erreichung der gesetzten Ziele. Dies erfordert eine genaue Analyse des Vorgehens und der Entscheidung, ob eine Fusion oder eine Übernahme vorteilhafter sind. Dazu kommt eine gründliche Due-Diligence-Prüfung zur Risikoanalyse aller finanziellen und juristischen Punkte. Schließlich sollte auch der Integrationsprozess genau geplant und umgesetzt werden, um die Unternehmen auf allen Ebenen zu harmonisieren. Schließlich ist durch die Corporate Finance des Unternehmens auch die Entscheidung zu treffen, ob die Akquisition durch Eigen- oder Fremdkapital durchgeführt werden soll.
Wie Oddo BHF Unternehmen bei M&A unterstützt
- Oddo BHF begleitet Unternehmer und Eigentümer im gesamten M&A-Prozess – von der Vorbereitung bis zum erfolgreichen Abschluss. Unser Leistungsspektrum umfasst dabei: Strategische Vorbereitung – Analyse der Ausgangssituation, Definition der Transaktionsziele und Entwicklung einer passgenauen M&A-Strategie.
- Identifikation und Ansprache – Erstellung von Käufer- oder Zielunternehmenlisten, Diskretion bei der Ansprache und Nutzung unseres internationalen Netzwerks.
- Unternehmensbewertung und Verhandlungsunterstützung – fundierte Bewertung auf Basis marktüblicher Methoden sowie Begleitung bei Preis- und Vertragsverhandlungen.
Prozesssteuerung – Koordination aller Beteiligten (Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer) und Sicherstellung eines effizienten Ablaufs. Abschluss und Nachfolgeplanung – Unterstützung bei Signing und Closing sowie Beratung bei der Übergabe und Integration. Sprechen Sie uns jederzeit gerne an, wenn Sie Fragen haben oder einen Beratungstermin wünschen. Unser kompetentes Team ist jederzeit für Sie da.