Externes Wachstum oder internes Wachstum: Was ist besser?

Um die eigene Marktposition zu stärken, sind Unternehmen gezwungen, ihre Betriebsgröße qualitativ oder quantitativ zu vergrößern und beispielsweise ihre Kapazitäten zu erhöhen oder in eine Expansion zu investieren.

Was externes Wachstum (auch „anorganisches Wachstum“ genannt) bedeutet und wo die Unterschiede zum internen Wachstum liegen, erfahren Sie in diesem Artikel. Darüber hinaus werden hier auch weitere Aspekte wie Strategien, Vorteile, Risiken und Erfolg des externen Wachstums beleuchtet.

Externes Wachstum: Was bedeutet das konkret?

Externes Wachstum („external growth“) bezieht sich auf die Expansion eines Unternehmens durch den Erwerb oder die Akquisition anderer Unternehmen oder durch strategische Partnerschaften und Fusionen.

Im Gegensatz zum internen Wachstum, das durch organische Maßnahmen wie einer Vergrößerung des Betriebs, sowie einer Produktentwicklung oder Markterweiterung erfolgt, zielt externes Wachstum darauf ab, schnell neue Märkte zu erschließen und Ressourcen zu nutzen. Externes Wachstum ist daher eng mit dem M&A („Mergers & Acquisitions“) jedes Unternehmens verbunden. Denn dabei geht es genau um diese Strategien der Erhöhung von Reichweite, Wettbewerbsfähigkeit und Unternehmensgröße.

Definition und Beispiele für externes Wachstum

Externes Wachstum kann in verschiedenen Formen auftreten. Beispiele dafür sind:

Die Gründe dafür sind recht unterschiedlich. Während es bei den Partnerschaften um das gemeinsame Erreichen von Zielen geht, liegt bei der Übernahme der Zugang zu den Kunden oder Technologien des anderen Unternehmens im Fokus.

Wichtig für eine geplante Fusion oder Übernahme ist eine solide Unternehmensfinanzierung.

Unterschiede zwischen externem und internem Wachstum

Der Hauptunterschied zwischen externem und internem Wachstum liegt in der Art und Weise, wie das Unternehmenswachstum erzielt wird.

Welche Variante ein Unternehmen wählt, hängt ganz von der Unternehmensstruktur und dessen übergeordneten Zielen ab.

Warum setzen Unternehmen auf externes Wachstum?

Die Gründe für externes Wachstum sind unterschiedlich. Einigen Unternehmen geht es dabei um die schnelle Erschließung neuer Märkte, andere versprechen sich einen Vorteil von der Übernahme des vorhandenen Kundenstamms des hinzugekommenen Unternehmens sowie dessen Ressourcen, Technologien und Know-how.

Die wichtigsten Strategien für externes Wachstum

Die passenden Strategien hängen unter anderem auch davon ab, ob das Unternehmen beispielsweise seine Produktpalette erweitern oder verändern sowie ob es regional oder überregional aktiv werden möchte.

Bei einer Fusion schließen sich zwei Unternehmen zusammen und bilden danach ein gemeinsames neues Unternehmen. Damit können beide ihre Marktanteile erhöhen, ihre Ressourcen kombinieren und effizienter sowie kostensparender arbeiten. Ein bekanntes Beispiel für eine Fusion ist die von Linde und Praxair, welche dazu führte das Linde heute ein Weltmarktführer für Industriegase ist.

Bei der Übernahme kauft ein Unternehmen das andere auf und kann damit auf die schnellste Art und Weise die Marktanteile, Technologien sowie den Kundenstamm der gekauften Firma übernehmen. Dies ist der schnellste Weg für externes Wachstum. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Übernahme ist der Kauf von Porsche durch Volkswagen im Jahr 2012. Mit einem Transaktionsvolumen von rund €4,5 Milliarden sicherte sich Volkswagen die vollständige Kontrolle über die Porsche AG. Die Akquisition ermögliche es Volkswagen, seine Marktposition im Premium Segment zu stärken, Synergien in Entwicklung und Produktion zu realisieren und gleichzeitig eine der wertstärksten Automobilmarken dauerhaft in den Konzern zu integrieren.

Strategische Partnerschaften sind eine flexiblere Möglichkeit für externes Wachstum als die Fusion, da die Unternehmen zwar Ihre Ressourcen und Ihr Wissen teilen können, jedoch noch selbstständig agieren. Diese Möglichkeit bietet sich an, wenn die beiden Partnerunternehmen unterschiedliche Produkte anbieten, die sich jedoch gut ergänzen. Ein Beispiel für eine strategische Partnerschaft ist die Kooperation von BMW und Daimler im Bereich Carsharing. 2019 haben die beiden Automobilhersteller ihre Dienste Car2Go und DriveNow zusammengelegt und unter den Marken Share Now und Free Now weitergeführt. Ziel war es, durch Bündelung der Ressourcen ein konkurrenzfähiges Mobilitätsangebot zu schaffen und gemeinsam von den Wachstumschancen in der urbanen Mobilität zu profitieren.

Franchising und Lizenzierung sind weitere Strategien des externen Wachstums, die es Unternehmen ermöglichen, schnell zu wachsen, ohne hohe Investitionen in neue Standorte tätigen zu müssen. Bei Franchising gibt ein Unternehmen einem anderen das Recht, seine Marke und Geschäftsmodelle zu nutzen. Dies ermöglicht eine schnelle Expansion in neue Märkte mit geringem Risiko. Zudem bleiben beide Vertragspartner rechtlich eigenständig, was einen großen Vorteil darstellt. Ein Beispiel für Produktionsfranchising, bei dem der Franchisenehmer auch die Produktion übernimmt, ist Coca-Cola. Ein sehr bekanntes Beispiel für das Produktfranchising, also den Vertrieb, ist McDonald’s.

Die Vorteile des externen Wachstums konkret erklärt

Wachstum und Expansion bietet zahlreiche Vorteile für Unternehmen, die ihre Marktposition stärken möchten. Nicht zu unterschätzten sind dabei die Aspekte der Bereitstellung von Arbeitsplätzen, der Imageverbesserung und auch der möglichen Steuerersparnis. Darüber hinaus sind besonders drei Vorteile des external growth hervorzuheben:

Einer der größten Vorteile ist die Möglichkeit, neue Märkte und Regionen schnell zu erschließen. Durch Übernahmen oder Fusionen können Unternehmen sofort auf bestehende Kundenbeziehungen zugreifen und ihre Produkte oder Dienstleistungen in neuen geografischen Gebieten anbieten.

Externes Wachstum ermöglicht es Unternehmen auch, Zugang zu speziellen Ressourcen oder neuen Technologien zu erhalten. Beispielsweise führt die Übernahme eines vielversprechenden Start-ups mit neuen, frischen Ideen dazu, die eigene Produktpalette innovativ zu verbessern oder zu erweitern.

Ein weiterer Vorteil des externen Wachstums sind die potenziellen Synergien, die nach einer Fusion oder Übernahme dazu führen, dass überflüssige Abläufe reduziert oder Prozesse gestrafft werden. So lassen sich bei einem effizienteren Ablauf die Betriebskosten senken und die Rentabilität erhöhen. Ein Beispiel dafür ist die erfolgreiche Fusion von Kraft Foods und Heinz Ketchup, die bei beiden Unternehmen zur Kostenoptimierung bei Produktion und Vertrieb führte.

Was sind die größten Risiken und wie lassen sie sich minimieren?

Trotz der vielen Vorteile birgt externes Wachstum auch erhebliche Risiken, die Unternehmen berücksichtigen müssen. Beispielsweise sollten die Wachstumsziele korrekt definiert und der richtige Zeitpunkt einer Übernahme bedacht werden. Doch es gibt noch weitere Risiken.

Eines der größten Risiken beim externen Wachstum sind Integrationsprobleme. Diese könnten sowohl kultureller Art sein als auch sich um die Prozesse und Abläufe drehen. Nach erfolgter Geschäftsübernahme oder Unternehmensfusion müssen daher alle diese Punkte in geeigneter Weise zusammengeführt werden. Dies gelingt nur mit einer sorgfältigen Planung.

Externes Wachstum kann auch mit hohen finanziellen Belastungen verbunden sein, besonders wenn nach einer hohen Investition für die Übernahme oder Fusion das geplante Wachstum nicht eintritt. Damit manövriert sich das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Zur Risikominimierung gehört daher ein gutes finanzielles Polster sowie eine realistische Risikoanalyse.

Gerade bei einer weltweiten Expansion und Übernahme ausländischer Unternehmen besteht die Gefahr kultureller Konflikte. Unterschiedliche Wertvorstellungen oder Arbeitsweisen können für Spannungen sorgen, die vom Management vorab bedacht und durch geeignete Strategien beseitigt werden müssen. So wird die harmonische Zusammenarbeit gefördert, was die Mitarbeiterzufriedenheit positiv beeinflusst.

Externes oder internes Wachstum: Wann passt welche Strategie?

Die Entscheidung zwischen externem und internem Wachstum hängt von den spezifischen Zielen eines Unternehmens ab. Diese müssen genau geplant werden, um die Strategien und Prozesse anzupassen.

Welche Unternehmensziele sprechen für externes Wachstum?

External Growth eignet sich besonders für Unternehmen, die schnell expandieren oder in neue Märkte eintreten wollen, beispielsweise bei einer globalen Expansion oder um neue innovative Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Wichtig ist allerdings, dass es am Markt eine hohe Nachfrage nach den angebotenen Produkten gibt. Dadurch wird das Wachstum begünstigt. Auch der geplante Einsatz neuer Technologien spricht für externes Wachstum, denn durch technische Fortschritte können neue Produkte entwickelt, die Kosten gesenkt oder die Effizienz gesteigert werden.

Interne Wachstumsstrategien: Für wen sie die bessere Wahl sind

Interne Wachstumsstrategien sind ideal für Unternehmen mit langfristiger Vision und vielen kreativen und innovativen Ideen. Wenn sie zusätzlich über stabile Ressourcen sowie eine starke Marktposition verfügen, können sie das bestehende Geschäft durch neue Produkte oder verbesserte Dienstleistungen ausbauen. Interne Wachstumsstrategien sind in diesem Fall die optimale Lösung für ein nachhaltiges Wachstum.

Kombinierte Ansätze: Wie Unternehmen beide Wege nutzen können

Unternehmen müssen sich nicht für externes oder internes Wachstum entscheiden, sondern können beide Ansätze kombiniert nutzen. Damit sind sie flexibler und können die vorhandenen Ressourcen optimal einsetzen, während sie gleichzeitig die Risiken besser verteilen und minimieren können. Im Kombinationsfall können Unternehmen Partnerschaften aufbauen, akquirieren und gleichzeitig Synergien schaffen. Übrigens ist für gezielte Akquisitionen meist eine Kapitalerhöhung notwendig, die vorab zu prüfen ist!

Welches Gewicht auf internes oder externes Wachstum gelegt wird, hängt von der Strategie des Managements ab.

Erfolgsfaktoren für externes Wachstum: So geht’s richtig

Damit externes Wachstum erfolgreich geplant und umgesetzt werden kann, sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.

Due Diligence dient der Risikoprüfung vor einer Firmenübernahme oder Fusion. Dabei werden die finanziellen, rechtlichen, steuerlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der zu übernehmenden Firma genau unter die Lupe genommen. So können potenzielle Risiken aber auch Chancen des Unternehmens identifiziert werden. Ohne eine konkrete Prüfung ist eine solche Transaktion nicht ratsam, da sich später negative Überraschungen herauskristallisieren könnten.

Die Integration neuer Unternehmen mit anderer Struktur, vom eigenen Unternehmen abweichenden Prozessen und Arbeitsweisen birgt immer ein Risiko. Daher sollte zunächst ein Integrationsplan aufgestellt werden, der detaillierte Schritte zur Unternehmensintegration enthält. Dadurch lassen sich Konflikte minimieren und eine harmonische und effektive Zusammenarbeit sicherstellen. Effiziente Abläufe und ein harmonisches Verhältnis unter den Mitarbeitern tragen mit zum Erfolg des Unternehmens bei.

Jede Erfolgsstrategie muss sich rechnerisch nachprüfen lassen. Dabei werden vorab sogenannte KPIs („Key Performance Indicators“) festgelegt, die beispielsweise den Marktanteil, das Umsatzwachstum oder die Kundenzufriedenheit beinhalten. Auch die Definition langfristiger Ziele sowie deren Prüfung sind wichtige Kernpunkte der Erfolgsmessung.